Geschichte

Unser Schulgebäude am Wolfgangsee

Von der Gründung des Ferienhorts bis zum Zweiten Weltkrieg

Ferienhort und Sommerlager

Das Hauptgebäude wurde 1910/1911 vom Verein Ferienhort als Sommerlager errichtet. Es stellt die erste Stahlbetonkonstruktion im Bereich des Wohnbaus in Österreich dar. Im Turn- und Festsaal ist diese Konstruktion deutlich sichtbar. Als architektonisch wertvolles Gebäude steht das ganze Ensemble unter Denkmalschutz. Aus diesen Gründen wurde bei der 1991 begonnenen Fassadenrenovierung die Fassadenoberfläche trotz der Aufbringung eines Vollwärmeschutzes wieder originalgetreu hergestellt, und auch die Fenster behielten trotz des Austauschs auf moderne Wärmeschutzverglasungen ihre alte Form bei. 1998 wurde das Festsaal-/Turnsaalgebäude renoviert.

Herr Mag. Thomas Leinwather, hat uns dankenswerterweise seine Diplomarbeit über die Geschichte des Vereins Ferienhort zur Verfügung gestellt - hier einige Auszüge:

Bereits im Juli 1911 diente das Gebäude den ersten Kolonisten (die Erholungsstätten wurden als Ferienkolonien bezeichnet) als Sommer-Erholungslager. Als nach dem Kriegsausbruch 1914 die Lebensmittelversorgung wegen der Einstellung des Dampfschiffverkehrs für Zivilreisende und der Beschränkung des Lokalbahnverkehrs nicht mehr sichergestellt werden konnte, wurden die 600 Betten des Ferienhorts an die Reservespitäler in Bad Ischl und Salzburg und an das Wiener Rote Kreuz verliehen.

Erster Weltkrieg

In den Sommern 1916, 1917 und 1918 wurde ein Teil des Gebäudes der Marine-Akademie in Fiume kostenlos zur Verfügung gestellt. Die angehenden Marine-Offiziere sollten am Wolfgangsee ihre taktischen Übungen durchführen können. Die k. u. k. Kriegsmarine hatte stets zu den größten Förderern des Vereins gezählt. Die Marine-Akademie erstattete die Abnützungskosten und hielt den Bootspark instand.

Aus dieser Zeit stammt die letzte Bootsspende der k. u. k. Marinesektion an den Verein "Ferienhort". 5 Giggs wurden aus dem Kriegshafen Pola an den Wolfgangsee gebracht. Heute noch in Verwendung ist das Boot "Präsident", das Kommandoboot des Schlachtschiffs "Monarch".

  • 1917 gelang es weiters, die verliehenen Betten - teilweise beschädigt oder unbrauchbar - zurückzuerhalten.
  • 1918 beherbergte das Gebäude zusätzlich 100 ungarische Austauschschüler. Die Marine-Akademie, die den Verwaltungsaufwand dieses Turnusses übernahm, und der Verein "Ferienhort" erhielten entsprechende Entschädigungen für die Unterbringung.
  • 1923/24 wurde die elektrische Beleuchtung installiert.

Zweiter Weltkrieg

Für den April 1938 waren Feierlichkeiten anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Vereins geplant. Dazu kam es nicht mehr, weil am 14. März 1938, unmittelbar nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland, den bislang zuständigen Vorstandsmitgliedern die Vereinsleitung entzogen wurde.

Am 21. September 1938 wurde die Liegenschaft am Wolfgangsee mit allen Einrichtungen und Inventar von der Nationalsozialistischen Volksfürsorge Salzburg übernommen. Alle wesentlichen Einrichtungsgegenstände wurden in Land und Stadt Salzburg in Kinder-, Mütter- und Parteiheime, aber auch Privatwohnungen gebracht. Das Gebäude wurde zunächst als Lager für die Hitlerjugend bzw. den Bund Deutscher Mädchen verwendet und in weiterer Folge als Umsiedlungslager der volksdeutschen Mittelstelle.

Ab dem 1. Oktober 1941 wurden die Besitzungen am Wolfgangsee von der Nationalsozialistischen Voksfürsorge an die Kriegsmarine vermietet. Es wurde eine Marine-Unteroffiziers-Vorschule errichtet, 1943 eine Seeberufsfachschule.

9 Boote wurden für die Zwecke der Deutschen als ungeeignet erachtet und dem Bootsbauer Ratz in St. Gilgen zur Reparatur und Bereitstellung für die Marine-Hitlerjugend übergeben, waren aber durch unsachgemäße und völlig ungeschützte Lagerung bald völlig vernichtet.
Der Name "Ferienhort" wurde durch die lange Dauer des Krieges allmählich verdrängt und durch die Bezeichnung "Marineschule" ersetzt.

Die Seeberufsfachschule wurde am 14. April 1945 aufgelöst. Kurz darauf übernahm die österreichische Freiheitsbewegung "Rot-weiß-rot" das Kommando über den Ferienhort und die verbliebenen Schüler und Lehrer. Der Ferienhort fiel in die amerikanische Verwaltungszone. Der letzte Kommandeur der Seeberufsfachschule versuchte, den Ferienhort als Lazarett zu tarnen. 150 bis 200 Angehörige des Lazaretts in St. Wolfgang wurden samt Stabsarzt hierher gebracht und außen am Gebäude rote Kreuze angebracht.

Am 7. Juni 1945 wurde der Ferienhort zwecks Unterbringung amerikanischer Soldaten beschlagnahmt und beherbergte zeitweise bis zu 1500 Mann.

Am 25. Oktober 1945 wurde die Auflösung des Vereins "Ferienhort für bedürftige Mittelschüler" außer Kraft gesetzt und das frühere Vereinseigentum sichergestellt.